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In der Rubrik "Wissen und Tipps" informieren wir zu psychologischen Fragen. Heute: Wie gehen Sie bei Konflikten und Streit mit Freund oder Freundin, mit Partner oder Partnerin so um, dass Sie sich auch wieder annähern und nicht weiter entfernen.

Streit hat einen schlechten Ruf. Insbesondere in Beziehungen wird häufig Harmonie gepredigt. Dabei sind Auseinandersetzungen keineswegs nur negativ, sondern auch eine gute Möglichkeit, sich mit den Standpunkten des Anderen „auseinanderzusetzen“.

Glückliche Paare streiten nicht weniger, sondern richtig. Aber wie?

Erstmal bis zehn zählen

Sie kommen ins Bad und - die Zahnpasta wurde schon wieder offengelassen! Ihr erster Impuls mag es sein, den Übeltäter sofort zur Rede zu stellen. Das ist insbesondere deshalb zu vermeiden, weil viele Emotionen im Spiel sind. Aggressive Gestik und Mimik oder sogar Beleidigungen schaukeln die Stimmung unnötig hoch und machen es schwer, danach wieder auf eine sachliche, konstruktive Gesprächsebene zurückzukommen. Lassen Sie also den ersten Zorn verrauchen. Eventuell hilft es sogar, eine Nacht darüber zu schlafen. Morgen sehen sie alles klarer, manchmal ist der Ärger am nächsten Tag sogar ganz verschwunden. Womöglich wurde bis dahin gar die Zahnpasta-Tube wieder ordnungsgemäß verschlossen.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Zwischen Tür und Angel ist es schwierig, eine Einigung zu erzielen. Wirklich aufeinander einzugehen, braucht Zeit. Beginnen Sie einen Streit also nicht, während sie sich gerade auf den Weg zur Arbeit machen. Wählen Sie lieber eine ruhige Situation ohne Termindruck. Perfekt: Sonntagnachmittag. Da kann niemand spontan zum Einkaufen flüchten und im besten Fall sitzen Sie beim Tatort dann schon wieder entspannt gemeinsam auf dem Sofa. Stichwort Sofa: Im Sitzen lässt sich eine Unterhaltung auf Augenhöhe besser führen als im Stehen. Wählen Sie einen neutralen Ort, an dem Sie ungestört sind. Und streiten Sie unbedingt nur unter vier Augen! Freunde oder Kinder geraten nur unnötig zwischen die Fronten oder fühlen sich genötigt, Partei zu ergreifen. Versuchen Sie, auch in Gesprächen Abstand von fremden Meinungen oder Vergleichen zu nehmen. Es mag sein, dass ihre Mutter findet, Sie seien unfehlbar. Das heißt aber nicht, dass der Rest der Welt das auch so sieht.

Streitkultur

An erster Stelle sollte der Respekt voreinander stehen. Verletzende oder verächtliche Äußerungen haben, genau wie Provokationen, in einem konstruktiven Streit mit Freund/Freundin oder Partner/Partnerin nichts verloren. Der Satz „Du bist genau wie deine Mutter!“ mag vielleicht sogar wahr sein, es will ihn aber doch trotzdem niemand hören. Stattdessen sollte man versuchen, ruhig und sachlich seine Aspekte zu erläutern. Beachten Sie auch die Gesprächsregeln. Dazu gehört neben dem obligatorischen Zuhören auch, den Partner ausreden zu lassen und die eigene Sicht der Dinge erst danach hinzuzufügen. Vermeiden sie Pauschalisierungen, besser sind konkrete Beispiele. Ihr Partner trägt den Müll nicht NIE runter, nur, weil er es heute vergessen hat. Und gestern. Und vorgestern. Und vorvorgestern. Aber vorvorvorgestern hat er ihn runtergetragen. Also, sag niemals nie.
Damit der Partner nicht gleich das Gefühl hat, in Verteidigungshaltung gehen zu müssen, sind Ich-Botschaften sehr zu empfehlen. Der Fokus wird dabei auf die eigenen Gefühle anstatt auf die Fehler des anderen gelenkt. Insgesamt sollten Sie keine Vorwürfe, sondern Wünsche formulieren.
„Es verletzt mich, wenn ich das Gefühl habe, dass du keine Rücksicht auf meine Wünsche nimmst. Bitte schraube die Zahnpasta-Tube wieder zu.“ - Wunderbar!

Wenn Ihr Partner seinen Standpunkt erläutert, versuchen Sie, sich in ihn hineinzuversetzen. Das ist manchmal schwierig, klar! Beziehung bedeutet immer, dass zwei Meinungen aufeinanderprallen. Versuchen sie, die unterschiedlichen Ansichten zu akzeptieren und einen Kompromiss zu finden.
Es kann ein bisschen dauern, eine Alternative zu finden, mit der beide zufrieden sind. Bleiben Sie trotzdem im Gespräch und bieten Sie aktiv Lösungsvorschläge an. Wenn Sie erkennen, dass Ihr Verhalten nicht einwandfrei war, entschuldigen Sie sich. Und nehmen Sie die Entschuldigung Ihres Partners an! Ohne „Warum nicht gleich so?“ zu sagen.

Aktives Zuhören!

Diese Übung hat sich in vielen Paar-Beratung bewährt. Ziel ist es, sich auch im Streit mit Freund/in oder Partner/in gegenseitig zu verstehen. Leichter gesagt, als getan. Wenn die Eskalation langsam beginnt, sprudeln die Wörter immer schneller und lauter aus dem Mund. Oft endet es in einem gegenseitigen Anschreien – ohne einen wirklichen Austausch.

Die Übung: Setzen Sie sich Rücken an Rücken. Partner 1 beginnt kurz und knapp zu erzählen, was sein Grund für den Streit war, welche Gedanken und Gefühle bei ihm entstanden. Partner 2 hört nur aufmerksam zu. Danach wiederholt Partner 2, was er verstanden hat. Dabei prüft Partner 1, ob er wirklich richtig verstanden wurde. Hier kommt es auf Kleinigkeiten an. Bleibt das Gefühl, nicht komplett richtig verstanden worden zu sein, betont Partner 1 erneut die wichtigen Details – Partner 2 hört dabei wieder aufmerksam zu und versucht es danach erneut. Ist Partner 1 nun sicher, dass er richtig verstanden wurde, werden die Rollen vertauscht und Partner 2 beginnt zu erzählen, während Partner 1 zuhört und anschließend berichtet, was er verstanden hat.

Diese strenge Trockenübung probieren Sie immer dann, wenn das Gefühl aufkommt, a) nicht mehr verstanden zu werden und b) der Streit eine Eigendynamik entwickelt, ohne auf eine Lösung zuzusteuern. Wie bei jeder Übung: Mit den nötigen Wiederholungen wird es immer leichter – auch die Übertragung in den Alltag. Oft entsteht das Gefühl, nach der Übung den Partner etwas besser kennengelernt zu haben.

Ende gut, alles gut

Wenn ein Konflikt beendet ist, sollte man sich nicht wieder darauf beziehen. Kommen noch genug andere, da muss man nicht sparen. Lieber vergeben und vergessen anstatt nachtragend zu sein und immer wieder dieselben ollen Kamellen aufzuwärmen. Versuchen Sie, den Streit mit etwas Positivem zu beenden. Sei es die Zusammenfassung dessen, was sie heute erreicht haben, ein paar Liebesworte oder feiern Sie Versöhnung ohne Worte - falls sie heute schon genug geredet haben.