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Unglücklich im Ausland: Soll ich das Semester abbrechen?

Ein junge Frau geht unglücklich im Ausland durch eine Stadt

Unbekannt, weiblich, 21 Jahre:

Momentan befinde ich im 2. Monat meines 4-monatigen Auslandssemesters und bin leider unglücklich im Ausland. Nun befürchte ich, mehr und mehr mein Selbstvertrauen und meine Selbstsicherheit zu verlieren. Ich bin ein gut vernetztes Mädchen, habe viele gute Freunde, einen fixen Freund und eine wundervolle Familie. Normalerweise bin ich offen, gehe gern auf Menschen zu und schließe leicht neue Freundschaften. Ich habe hier ebenfalls viele neue Freunde gefunden, mache Sport, unternehme viel und habe keine Probleme mit meinen Uni-Kursen.

"Ich hab mich so auf das halbe Jahr gefreut und nun bin ich einfach nur unglücklich im Ausland."

Trotzdem weine ich seit ca. 2-3 Wochen fast täglich, meine Unternehmungslust sinkt, ich bin gern allein in meinem Zimmer und selbst die Telefonate mit meiner Familie nehmen ab, da ich mich nicht stark genug fühle. Ich rede mit meinem Freund, meinen Freunden und meiner Mutter über meine Gefühle und versuche auch hier, beschäftigt zu sein, damit die Zeit vergeht. Ich fühle mich manchmal auch ein bisschen schuldig, da ich die Chance bekommen habe, ein tolles und teures Auslandssemester zu erleben und ich es nicht genug genießen kann. Als Kind habe ich oft Heimweh gehabt und ich kenne dieses Gefühl mittlerweile sehr gut.

Als ich 16 Jahre alt war, hatte ich ca. 1-2 Jahre Probleme mit meinem Essverhalten und war in Therapie, und befürchte nun, dass ich aufgrund meiner mehr werdenden Unsicherheit wieder in alte Muster zurückfalle, da ähnliche Gedanken wieder aufkommen.

Ich weiß schon langsam nicht mehr, was ich tun soll, da ich von Tagebuch schreiben, skypen über Sport bis hin zu Ausflüge mit Freunden alles erdenkliche ausprobiert hab, um meinen Gemütszustand zu verbessern.

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Antwort von Psychologen Online


Liebe Anfragende, Heimweh und das Gefühl, unglücklich im Ausland zu sein, ist etwas, unter dem viele Auslandsstudenten oder Expats einmal leiden. Ein Auslandsemester bringt viele Veränderungen mit sich und die Anpassung läuft nur langsam, haben Sie Geduld mit sich. Lassen Sie sich von Ihrer Unlust nicht von Ihren alltäglichen Aktivitäten abhalten, so kann schnell ein Teufelskreis entstehen. Keine Lust etwas zu machen bedeutet keine positiven Erlebnisse bzw aufbauende soziale Kontake und damit dann noch weniger Lust etwas zu unternehmen.

Inwieweit geht es ihnen besser, wenn sie sich „zwingen“ etwas zu unternehmen? Haben Sie schon mit anderen Austauschstudenten gesprochen, was die gegen Anflüge von Traurigkeit und Heimweh tun?

Unglücklich im Ausland: die Gründe verstehen

Wenn ich mit Ihnen in der Beratung wäre, würde ich gern noch mehr verstehen und hätte folgende Fragen: Was genau macht Sie unsicher und warum? Warum stärken die Telefonate nun nicht mehr, was hat sich verändert? Fühlen Sie sich einfach nur traurig oder hat das Weinen einen Grund, können sie an diesem, falls ja, arbeiten? Die ersten Monate ist ja alles gut gegangen, was ist nun anders geworden? Machen Sie sich Sorgen, z.B. um ihre Beziehung oder ihre Freundschaften zu Hause?

sich einen zeitlichen Rahmen setzen

Was brauchen Sie um die restlichen zwei Monate „gut “ zu überstehen? Entwerfen Sie einen Krisen-Maßnahmenplan. Was tun Sie normalerweise gerne, womit belohnen Sie sich? Sie sollten auf kleine Veränderungen achten, am besten mit einer Skala von 1 bis 10 arbeiten - was hilft Ihnen ein (kleines) bisschen? Es böte sich auch an, Ihre Freunde bzw Ihren Freund von Zuhause einzuladen. Zudem könnte es helfen, konkrete Pläne zu schmieden und auch Daten festzulegen für all die Unternehmungen vor Ort, die Sie (vor ihrer Abreise) unbedingt noch erleben möchten, später können Sie dann auch planen, was Sie machen wollen, wenn Sie wieder zu Hause sind.

Wenn Sie „durchhalten“ wollen, können Sie als Motivationshilfe die vergehende Zeit symbolisieren. Dabei hilft ein Maßband in der Länge der noch zu verbleibenden Tage, von dem jeden Tag ein cm abgeschnitten wird, um sich vor Augen zu halten, dass bzw wie schnell die Zeit sich verkürzt. Eine weitere Möglichkeit wäre, mit Meditation zu beginnen oder andere Entspannungstechniken zu erlernen.

Letztenendes stellt sich auch die Frage, was Sie aushalten wollen? Weshalb und zu welchem Preis? Wenn Sie sich weiterhin unglücklich im Ausland fühlen, könnten Sie auch über die Kosten und Gewinne eines Abbruchs nachdenken. Vielleicht hilft Ihnen dabei unser Beitrag über Wege, wichtige Entscheidungen zu treffen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!

  • Petra Hellmann ist Paartherapeutin und Erziehungsberaterin und lebt in Soest.

  • Die Antworten im Blog von Psychologen Online bieten eine erste Orientierungshilfe. Sie können keine Psychotherapie ersetzen und können auch keine Hilfe bei ernsten psychischen Problemen leisten. Die Online-Beratung erfolgt unentgeltlich durch einen Psychologen von Psychologen Online. Die Antwort bringt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin zum Ausdruck und spiegelt nicht unbedingt die Meinung von Psychologen Online wider.
    Die Beratung von Psychologen Online per Videotelefonie oder Telefon ist kostenpflichtig. Sollten Sie ein kostenfreies Beratungsangebot suchen, können Sie sich zum Beispiel an die Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 wenden.


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