• 24-Stunden-Hotline zur Terminvergabe
  • 0800 - 724 33 11
Menü

Bin ich alkoholsüchtig oder ist das noch normal?

bin-ich-alkoholsüchtig

Anna, 23 Jahre:

Guten Tag,

ich wende mich mit einem Thema an Sie, da es mir zu unangenehm ist, mit jemandem darüber zu sprechen. Ich denke seit Längerem, vielleicht bin ich alkoholsüchtig. Wenn ja, dann bin ich wohl nicht die typische Alkoholikerin, die anfängt zu zittern, wenn sie mal keinen Schnaps bekommt. Aber ich trinke eben sehr regelmäßig. Ich studiere und mit Kommilitonen gehe ich oft abends aus. Da trinken alle ziemlich viel den Abend über und wir sind eigentlich immer besoffen. Weil es so üblich ist, falle ich da gar nicht auf. Trotzdem ist mir aber bewusst, dass es nicht gesund sein kann sich teilweise mehrmals in der Woche so abzuschießen.

"Es ist für mich so auch wie eine Belohnung nach einem anstrengenden Tag - bin ich alkoholsüchtig?"

Aber zusätzlich ist es noch so, dass ich normalerweise auch abends etwas trinke, wenn ich allein zu Hause bin. Es ist dann natürlich nicht so viel, aber zwei oder drei Gläser Wein oder Gin Tonic sind es eigentlich fast immer. Es ist für mich so wie eine Belohnung nach einem anstrengenden Tag. Ich habe tagsüber keine Probleme dadurch und im Studium läuft es gut. Aber ich frage mich, ob ich mir Sorgen machen muss und den Alkohol zurückfahren muss. Wie ist Ihre Meinung dazu, bin ich alkoholsüchtig?

Stellen Sie hier anonym Ihre Frage an Psychologen Online

Antwort von Psychologen Online


Liebe Anna, man kann bei Akloholkonsum unterscheiden zwischen Alkoholabhängigkeit, schädlichem Gebrauch und riskantem Konsum. Bei riskantem Konsum ist man nicht süchtig, jedoch kann es auch dabei auf längere Sicht zu gesundheitlichen Schädigungen kommen. Damit es nicht dazu kommt, ist die aktuelle Empfehlung, die tägliche Alkoholmenge von ein Standardglas Bier oder Wein nicht zu überschreiten und mehrere trinkfreie Tage in der Woche zu machen.

Trinke ich zu viel? - ein Test

Genaue Informationen über diese Empfehlungen und einen einfachen Selbsttest gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter kenn-dein-limit.de.

Trinken mit Anderen

Aus Ihrer Frage, ob Sie alkoholsüchtig sind, entnehme ich, dass Sie sie sich selbst Sorgen um sich machen. Sie sind sich im Klaren darüber dass ausschweifender Alkoholkonsum seine Risiken hat, trotzdem kontrollieren Sie ihn nicht. Da lohnt es sich etwas genauer hinzuschauen, warum dies so ist. Die Gewohnheiten in einer Gruppe oder die Erwartungen Anderer befördern oft das Trinken. Wie normal oder auch gewünscht ist in Ihrem Freundeskreis, dass Sie mittrinken? Können Sie mit Ihren Freunden auch mal einen Abend ohne Alkohol verbringen? Wie sehen das Andere in Ihrem Freundeskrei: wird dort das häufige Betrunkensein hinterfragt? Wer könnte ähnlich wie Sie denken? Tauschen Sie sich zu diesen Fragen aus!

Trinken allein

Aufmerksam macht mich, dass Sie auch alleine trinken. Welche Anlässe gibt es dafür? Wie fühlen Sie sich abends zuhause denn ohne Alkohol? Welcher der Effekte des Alkohols macht dann, dass Sie sich besser fühlen? Sie haben ja geschrieben, dass es für Sie eine Art "Belohnung" ist. Alkohol als Belohnung oder als Bewältigungsstrategie ist sicherlich immer eine Gradwanderung. Wirksam ist Alkohol sicher, es entspannt und beruhigt. Physiologisch gesehen lernt unser Körper so, dass dies eine erfolgreiche Strategie zur Stressbewältigung sein kann, es kommt schnell zu einer Gewöhnung. Das Gehirn lernt diese Form der Kompensation zu akzeptieren, trotz aller unangenehmer Folgen, wie Übelkeit oder Kopfschmerz. Da die angenehmen Effekte des Alkohols aufgrund der steigenden Toleranzschwelle ja immer weniger eintreten, wird die Dosis nach und nach gesteigert - oft ohne dass man sich dessen bewusst ist - so entsteht ein Teufelskreis.
Welche "Belohnungen" können Sie sich außer Alkohol verschaffen? Was verschafft Ihnen sonst Genuss und Entspannung?

Bin ich alkoholsüchtig? Ein Experiment

Um zu schauen, wie es Ihnen ohne Alkohol geht, könnten Sie für eine gewisse Zeit bewusst darauf verzichten und sich beobachten: Schaffen Sie es? Fällt es leicht oder schwer? Wenn Sie sich schwertun oder merken, dass sie bei diesem Prozess gerne Begleitung hätten, könnten Sie sich auch an einer/m Experten/Expertin wenden. Weil Alkoholsucht ein so oft vorkommendes Thema ist, gibt es viele Beratungsstellen: In Suchtberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen wie den anonymen Alkoholikern oder dem blauen Kreuz kann man Ihnen helfen, darüber zu sprechen und Ihre Erfahrungen gemeinsam einzuordnen.

Liebe Grüße

  • Nora Thiemann ist Psychologin und systemische Therapeutin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

  • Die Antworten im Blog von Psychologen Online bieten eine erste Orientierungshilfe. Sie können keine Psychotherapie ersetzen und können auch keine Hilfe bei ernsten psychischen Problemen leisten. Die Online-Beratung erfolgt unentgeltlich durch einen Psychologen von Psychologen Online. Die Antwort bringt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin zum Ausdruck und spiegelt nicht unbedingt die Meinung von Psychologen Online wider. Die Beratung von Psychologen Online per Videochat oder Telefon ist kostenpflichtig. Sollten Sie ein kostenfreies Beratungsangebot suchen, können Sie sich zum Beispiel an die Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 wenden


Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.