Christian, 41 Jahre:
Hallo, ich bin 41 Jahre, meine Frau ist 40. Wir sind seit elf Jahren zusammen und haben drei wundervolle Kinder. Zu ihrem 40sten Geburtstag hat meine Frau meiner Meinung nach eine Midlifecrisis bekommen. Es wurde ihr alles zuviel, sagte sie. Zu dieser Zeit machte ihr ein langjähriger guter Freund viele "Angebote", kaufte Geschenke und lud sie zum Essen ein. Ich glaube, er erwischte sie an einem wunden Punkt. Seit ich davon weiß, läuft mein Leben aus den Fugen.
"Wie kann ich nur meine Beziehung retten und meine Frau zurückgewinnen, wenn sie keinen Kontakt zu mir möchte?"
Nach dem Geständnis hat Sie sich mal eine Auszeit genommen und ein paar Tage alleine über alles nachgedacht. Wir waren auch zwei Mal bei einem Psychologen. Dort sagte sie, dass sie sich nicht zwischen mir und dem anderen entscheiden könne.
Vor einem Monat sagte Sie zu mir, dass sie sich für mich und die Familie entschieden habe. Doch kurz danach kamen ihr wieder Zweifel. Ich befürchte, dass Sie immer noch Kontakt zu ihm hat. Vor zwei Wochen ist meine Frau zu ihren Eltern gezogen. Was denken Sie, wie ich meine Beziehung retten kann? Will sie mich oder den Anderen?
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Antwort von Psychologen Online
Lieber Christian,
vielen Dank für Ihre Anfrage in unserem Blog. Gerne möchte ich Ihnen folgend meine Ideen und Einschätzungen zu Ihren Fragen mitteilen.
Beziehung retten oder Geduld bewahren?
Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es gerade für Sie aushaltbar ist. Sie wollen Ihre Beziehung retten, der Ball liegt jedoch momentan bei Ihrer Frau. Für Sie heißt es nun erst einmal Geduld haben - so schwer es Ihnen auch fällt. Sie haben leider auch nichts in der Hand, um die Entscheidung aktiv herbeizuführen.
Somit sollten Sie auch aufpassen, sich nicht zu sehr darin zu „verfangen", Ihre Frau überzeugen zu wollen und ihr auch nicht zu viel abzunehmen. Sie ist am Zug, aber auch in der Verantwortung! Aus Ihrer Anfrage ergeben sich für mich noch einige offene Fragen: Inwiefern erwischte der andere Mann denn Ihre Frau an einem wunden Punkt - an welchem denn? Und was „alles“ wurde ihr zu viel?
Bezüglich ihrer Motive lassen sich nur Hypothesen aufstellen. Möglicherweise ist sie sehr empfänglich für Anerkennung und positive Aufmerksamkeit. Ist das in der eigenen Beziehung auf der Strecke geblieben, wie es das im Alltag mit Kindern und dem ganz normalen Wahnsinn oft passiert? Würde es Ihre Frau denn mögen, wenn die Aufmerksamkeit von Ihm wieder vitalisiert werden könnte? Möchten auch Sie wieder mehr davon?
Mit mehr Abstand die Beziehung retten?
Eine räumliche Trennung kann eine gute Möglichkeit sein, um festzustellen, was man vermisst, was man braucht und was man wirklich dauerhaft anders habe möchte. Räumliche Trennungen funktionieren dann am besten, wenn es feste Verabredungen zu Gesprächen gibt, z.B. einmal wöchentlich zwei Stunden. Es wäre auch ratsam, die Gespräche mit dem Psychologen weiter zu verfolgen, eine Ehekrise ist leider nicht nach zwei Sitzungen behoben. Auch wissen die wenigsten darum, dass eine Beratung in Sachen Partnerschaft auch nur von einem Partner fortgeführt werden kann und auch einen sinnvoll sein kann, sollten Sie dies für sich als hilfreich erachten.
Falls Sie aktuell in einem konstruktiven Austausch mit Ihrer Frau sind: stellen Sie sich die Frage, ob es noch eine gemeinsame Alternative gibt. Was müsste sich für eine gemeinsame Zukunft ändern? Soll auch etwas erhalten bleiben? Was braucht der Einzelne in der Partnerschaft? Es braucht den Mut, sich den Fragen und Konflikten zu stellen und seine Bedürfnisse klar zu formulieren.
Was kann ich in dieser Situation konkret machen?
Allein lässt sich eine Beziehung nicht retten, so gern man dies auch würde! Ihr Fokus sollte auf einem konstruktiven Austausch liegen. Falls dieser sich ob der Vorkommnisse momentan schwierig gestaltet, bleibt Ihnen die Möglichkeit, Ihrer Frau mitzuteilen, was Sie denken und fühlen. Vielleicht auch in Form eines Briefes (egal ob sie diesen jemals auch abschicken oder nicht), wichtig ist dabei nur, dass Sie Vorwürfe vermeiden. Ein paar Leitfragen wären dabei folgende: Warum möchte ich die Beziehung retten, was ist mir wichtig? Wo sehe ich eigene Anteile für die aktuelle Situation? Was wünsche ich mir für die Zukunft?
Sie sollten auch selbst reflektieren, ob Sie die Beziehung wirklich noch wollen oder ob Sie in erster Linie gekränkt sind und dem anderen das Feld nicht überlassen wollen. Außerdem sollten Sie darüber nachdenken, wie ein Leben ohne Ihre Frau für Sie weitergehen würde.
Zuletzt ist es sehr wichtig, dass Sie die Kinder vor der belastenden Situation schützen, indem Sie Sicherheit vermitteln. Es ist anzunehmen, dass auch Ihre Kinder die Beziehung retten möchten. Ermöglichen sie den Kontakt zu beiden Elternteilen und erfüllen Sie, trotz aller Meinungsverschiedenheiten untereinander, die Elternrolle so verantwortlich wie möglich. Dies bedeutet keine offenen Schuldzuweisungen und abfälliges Sprechen über den Partner, um die Kinder nicht in einen Loyalitätskonflikt zu bringen. Je nach Alter ist es auch wichtig für die Kinder, dass sie Antworten auf ihre Fragen bekommen, um Unsicherheiten abzubauen. Hier gilt es einen passenden Zwischenweg zwischen Offenheit und Schutz der Kinder zu finden. Ich bin mir aber sicher, dass Ihnen dies gut gelingen wird, wenn Sie sich in Ihre Kinder einfühlen und mit Ihnen im Gespräch bleiben.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Weg und sende Ihnen herzliche Grüße!
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Sarah Kistner ist Psychologin und systemische Therapeutin und lebt in der Nähe von Karlsruhe.
- Die Antworten im Blog von Psychologen Online bieten eine erste Orientierungshilfe. Sie können keine Psychotherapie ersetzen und können auch keine Hilfe bei ernsten psychischen Problemen leisten. Die Online-Beratung erfolgt unentgeltlich durch einen Psychologen von Psychologen Online. Die Antwort bringt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin zum Ausdruck und spiegelt nicht unbedingt die Meinung von Psychologen Online wider.
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