Wondergirl, weiblich, 23 Jahre
Hallo, Ich bin 23 Jahre jung und war mit 19 verheiratet und nach kurzer Zeit ist meine Tochter (3 Jahre) geboren. Nach einigen Monaten ist mir aufgefallen, dass mein Ex-Mann mir irgendetwas zu verheimlichen hatte. Auf Anfrage sei alles in Ordnung. Nun kam dann irgendwann die Polizei, um meinen damaligen Ehemann in die JVA einzuliefern. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich von seinen Vorstrafen keine Ahnung. Ich reichte die Scheidung ein, aufgrund des verlorenen Vertrauens.
"Für meine Tochter ist mir ein enger Kontakt zum Ex-Mann wichtig. Mein Freund und seine Mutter verstehen das nicht."
Als mein Ex-Mann JVA nach 6 Monaten entlassen wurde, hatte er versucht, Kontakt zu halten. Ich habe ihm jede Möglichkeit gegeben, seine Tochter zu sehen. Leider verlor er irgendwann das Interesse - kam nur vorbei, wenn er Zeit und Lust hatte.
Ca. 1 Jahr nach der Scheidung lernte ich meinen jetzigen Lebenspartner kennen. Er hat meinem Leben wieder ein Lächeln geschenkt. Er ist für meine Tochter wie der leibliche Vater. Sie nennt ihn auch Papa.
Zu ihrem 3. Geburtstag wollte ich die ganze Familie, meine Ex-Mann, eingeladen. Erst hat das meinem Freund überhaupt nicht gepaßt. Wir redeten darüber und er verstand mich. Nur leider mischte sich die Mutter meines Freundes ein. Einen engen Kontakt zum Ex-Mann des Kindes wegen haben zu wollen, verstand sie nicht. Er stimmte ihr bei, danach gab es einen riesen Streit zwischen uns. Denn es ging ja eigentlich um meine Tochter und nicht um meine alte Ehe. Jetzt bin ich gekränkt, dass mein Freund auf seine Mutter hört. Ich verweigere zur Zeit jeglichen Kontakt zu seinen Eltern. Das nimmt er mir sehr übel. Er glaubt, nach dem Besuch meines Ex-Mannes, haben sich meine Gefühle geändert. Es hat sich für mich nichts geändert. Ist es so ungewöhnlich aus diesen Gründen Kontakt zum Ex zu halten?
Ich bitte um Rat. Ist mein Verhalten richtig? Oder sollte ich mich bei seiner Mutter entschuldigen, sowie das mein Freund von mir erwartet?
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Antwort von Psychologen Online
Hallo Wondergirl,
Sie sind, wie Sie schreiben, offenbar ganz gut damit zurechtgekommen, dass Ihr erster Mann Ihnen seine Vorstrafen verheimlicht hat. Dass Sie aufgrund des verlorenen Vertrauens die Scheidung eingereicht haben, ist für mich nachvollziehbar.
Den Kontakt zum Ex-Mann neu gestalten
Ihr Ex-Mann hat dann, nach seiner Entlassung aus der JVA, „natürlich“ versucht, Kontakt zu halten. Und Sie haben ihm die Möglichkeit gegeben, Ihre gemeinsame Tochter zu sehen - eine großzügige und zugleich vernünftige Reaktion. Schade, dass dann sein Interesse nachgelassen hat. Und dass er sie jetzt nur noch sehen will, wenn er Zeit und Lust hat. Aber immerhin.
An welchen Stellschrauben können Sie drehen?
Und nun zur Geburtstagsfeier Ihrer Tochter: Sie schreiben, dass Sie die ganz Familie eingeladen haben. Und offenbar sind alle gekommen. Das kann sowohl Ihre Tochter als auch die Familie Ihres Ex-Mannes so verstehen, dass Sie ihnen nichts nachtragen - im Gegenteil, dass Sie Ihrer Tochter und der Familie zuliebe den Kontakt zum Ex-Mann fördern. Dass Sie die Beziehung zu Ihrem Ex-Mann und seiner Familie so pflegen, ist bemerkenswert, jedoch nicht selbstverständlich. Insofern ist es für mich keine totale Überraschung, wie die Mutter Ihres Lebenspartners reagiert. Könnte es sein, dass sie sich wünscht, stärker in Ihr Familienleben einbezogen zu sein? Was würde sie wohl sagen, wenn Sie sie danach fragen würden? Falls sie sich das wünscht: Sehen Sie eine Möglichkeit, wie das geschehen könnte? Und dass diese dann auch mit Ihren Vorstellungen verträglich ist?
Ich wünsche Ihnen viel Kraft!
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Prof. Walter Spiess ist psychologischer Psychotherapeut und lebt in Berlin.
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