Wir beschreiben Ihnen, welchen Nutzen Stress hat und warum Stress oft zur Belastung wird. Mit praktischen Tipps und einigen Denkanstößen möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie sich über Ihr Stressniveau bewußter werden und Stress abbauen können.
Zu schnell, zu laut, zu viel - Egal ob der immer zu laut sprechende Kollege, der einen permanent mit Fragen unterbricht, die Unzahl an schnell nahenden Deadlines, oder der sich schon bedrohlich hoch türmende Stapel an Arbeit, den man sich für heute noch vorgenommen hatte - in unserer heutigen Leistungsgesellschaft lässt sich Stress kaum vermeiden. Aber wie geht man richtig damit um?
Was ist Stress überhaupt?
Ganz simpel gesagt: Die Reaktion unseres Körpers auf eine Bedrohung. Es werden Stresshormone ausgeschüttet, die einen für kurze Zeit leistungsfähiger machen. Insbesondere der Cortisolspiegel im Körper steigt an.
Das ist ja an sich noch nichts Verwerfliches, im Gegenteil, ursprünglich war diese automatische Reaktion für das Überleben sogar sehr hilfreich. So empfand der Urmensch beim Anblick des Säbelzahntigers automatisch Stress. Das machte ihn körperlich höchst leistungsfähig, er lief schnell weg, wurde nicht gefressen, und konnte sich daher später mit dem Urmensch-Weibchen gemütlich in die Höhle kuscheln. Evolution erfolgreich gemeistert, Zeit für Entspannung… Zumindest bis zur Begegnung mit dem nächstem Raubtier.
Doch heutzutage lauern die Raubtiere überall. Egal ob Reizüberflutung, Geldsorgen, Zeitdruck, ein zu voller Terminkalender, Überforderung im Beruf oder die Schwiegereltern… Unsere körperliche Reaktion ist noch immer dieselbe wie vor 10.000 Jahren. Bemerkenswert ist dabei, dass jeder auf etwas anderes gestresst reagiert - jeder kommt auf andere Weisen an sein persönliches Limit. In gelegentlichen kurzen Leistungssituationen ist das auch okay so. Heikel kann es allerdings werden, wenn die Grenze zwischen positiver Herausforderung und Belastung überschritten wird. Auch zu wenig Zeit, die eigenen Reserven wieder aufzufüllen, ist problematisch. Wenn Stresshormone nicht gut abgebaut werden, kann das auf Dauer sogar krank machen. So wird es bei wiederkehrenden Stresssituationen oder wenn der Stress sogar schon Dauerzustand ist höchste Zeit, auch Stress abbauen zu können. Aber wie?
Stress abbauen und vermeiden: Was kann ich tun?
Stress kann anhand seiner beiden Komponenten bekämpft werden, einerseits anhand der
Stressantwort des Körpers, andererseits anhand des psychischen Faktors.
Fokus 1: Mit gesunden Gewohnheiten Stress abbauen
Auf Dauer am effektivsten ist wohl, auf Stress präventiv zu reagieren, also schon Gegenmaßnahmen zu ergreifen, bevor der Körper mit dem Stressabbau nicht mehr hinterher kommt.
Aktiv Stress abbauen heißt in erster Linie einen gesunden Lebensstil finden. Dieser erfordert neben gesunder Ernährung auch ausreichend Schlaf, im besten Fall also 8 Stunden täglich. Auch mit Sport können Sie Stress abbauen und gleichzeitig die Anfälligkeit für neuen Stress verringern. Besonders gut geeignet ist Ausdauersport wie Schwimmen, Radfahren oder Joggen (solange dabei kein Säbelzahntiger hinter ihnen her rennt).
Aber auch ein einfacher Spaziergang im Grünen kann helfen, „herunterzukommen“. Je nach Geschmack hilft beim Entspannen auch, einen Tee zu trinken, Musik zu hören oder ein heißes Bad zu nehmen. Oder so ein paar Höhlenmalereien anzufertigen.
Nicht gut geeignet ist alles, was noch mehr Reize bietet, beispielsweise Fernsehen. Auch der beliebte Griff zum Entspannungsbierchen ist auf Dauer nicht die gesundeste Lösung. Der führt ja bekanntlich im Laufe des Abends dann auch gerne mal zu peinlichen Textnachrichten an vergangene Liebschaften. (Noch mehr Stress!)
Besser ist die Beschäftigung mit gezielten Bewusstseinsübungen. Neben Yoga oder Meditation helfen auch Tai Chi oder autogenes Training beim „Abschalten“. Oder kuscheln, das wusste schon der Höhlenmensch.
Fokus 2: Präventiv Stress vermeiden
Neben der Bekämpfung der körperlichen Stressantwort sollte man das Problem auch bei der Wurzel packen. Was stresst uns denn eigentlich? Und wieso? Manche stressige Situationen lassen sich mit etwas Planung gut vermeiden. Warten sie mit dem Kauf der Weihnachtsgeschenke diesmal einfach nicht bis zum 23. Dezember!
Andere Dinge, die ihnen stressig vorkommen mögen, lassen sich geistig auch gut umbewerten. Sehen sie doch die Präsentation vor dem gesamten Team nicht als Möglichkeit, sich zu blamieren, sondern als Chance, sich hervorzutun!
Stress ist schließlich in erster Linie, was man dazu macht. In diesem Sinne kann es auch helfen, an den Ansprüchen an sich selbst zu arbeiten. Ist der eigene Perfektionismus in dieser Situation wirklich notwendig?
Wichtig ist es auch, sich Ziele zu setzen und diese auch zu formulieren. Wer keine klaren Ziele hat, kann diese logischerweise nie erreichen und nie auch mal „fertig“ sein. Im besten Fall unterteilt man die großen Ziele auch noch in realistische Teilschritte, die nacheinander abgearbeitet werden können. Hierbei ist auch wichtig, Prioritäten zu setzen und nicht alles auf einmal anzugehen. Vergessen Sie Multitasking, konzentrieren sie sich lieber auf das Wichtigste.
Planen Sie ausreichend Zeit ein. Und nehmen sie bewusste Auszeiten um gezielt zu entspannen. Auch im Beruf müssen Pausen geplant und/oder eingefordert werden. In den Pausen ist es ganz egal was sie tun, solange Sie sich dabei gedanklich nicht mit der Thematik befassen, die Ihren Stress verursacht.
Und in einer akuten Stresssituation?
Natürlich ist für Sport oder Meditation nicht immer Zeit, aber schon einmal tief durchatmen oder eine kurze positive Selbstansprache (Ich schaffe das!), helfen, einer stressbelastete Situation ganz anders zu begegen. Hierbei lassen sich auch Entspannungsübungen oder die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen gut verwenden. Sie sind mit nur wenig Zeit und Übung in jeder Situation alleine durchführbar.
Und denken sie an unsere Vorfahren: bei Stress - nichts wie weg! Sie müssen nicht gleich davonrennen, aber (geistig) von der stressigen Situation Abstand nehmen hilft immer.