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Handyregeln für Kinder: wie kann ich die durchsetzen?

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Ingrid, 46 Jahre:

Hallo, ich bin Mutter von zwei Teenager Mädchen und bei uns eskaliert die Situation immer mehr. Die beiden haben nur eine Stunde pro Tag Internet an ihren Handys und dürfen auch nur maximal zwei Stunden fernsehen. Ich finde das eh schon viel, aber es gibt täglich Streit deswegen, auch weil die Freundinnen aus ihrer Klasse fast alle unbegrenzte Internetzeit und eigene Fernseher haben. Auch vereinbarte Dinge (zum Beispiel Vokabeln lernen, ihr Zimmer aufräumen, das Bad putzen,...) funktionieren nicht, sondern müssen immer wieder einzeln ausdiskutiert werden. Als Strafe erlaube ich ihnen dann teilweise gar kein Fernsehen oder Internet.

"Als ich ihr das Handy weggenommen habe, ist sie einfach nicht mehr in die Schule gegangen. Wie kann man Handyregeln für Kinder durchsetzen, ohne dass es eskaliert?"

Gespräche darüber sind kaum möglich, die beiden laufen meist türenknallend davon. Sie sprechen dann manchmal tagelang gar nicht mehr mit mir und sperren sich in Ihren Zimmern ein. Als ich der Jüngeren das Handy mal komplett abgenommen habe, weil ihre Schulnoten immer schlechter werden und sie nicht lernt, ist sie dann einfach nicht mehr in die Schule gegangen, ich kann das schwer kontrollieren, da ich morgens früh aus dem Haus muss. Wie viel Internetzeit sollten 14- und 16-jährige denn bekommen? Und wie kriege ich die Situation zuhause wieder in den Griff?

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Antwort von Psychologen Online


Liebe Ingrid,

Sie fragen, wie kann man Handyregeln für Kinder durchsetzen. Bevor wir dazu kommen, einen Schritt zurück: Erziehung läuft über Beziehung! Gibt es auch gute Zeiten zwischen Ihnen und Ihren Töchtern? Wenn es die garnicht mehr oder nur noch selten gibt, sorgen Sie bitte unbedingt dafür. Vielleicht lassen sich manche Sendungen auch gemeinsam anschauen.

Dann versteht man als Eltern viel besser, was Kinder so bewegt und was ihnen gefällt. Und man sollte auch überlegen, wie man die gemeinsame medienfreie Familienzeit so nutzt, dass es auch den Kindern gefällt, etwa durch Spiele, gemeinsamen Sport oder Ausflüge oder mal zusammen Kochen... Dabei kann das Internet prima eingebunden werden. Sie könnten zum Beispiel besondere Rezepte aus dem Netz nachkochen oder Schminkideen ausprobieren. So machen die Kinder die Erfahrung einer sinnvollen Webnutzung mit positiven gemeinsamen Erlebnissen.

Handyregeln für Kinder verständlich machen

Wichtig ist, dass man den Kindern einmal genau erklärt und begründet, warum man Handyregeln für Kinder einführt und die Mediennutzung eingrenzt, und dann sehr konsequent ist. Jugendliche werden immer versuchen, die Grenzen auszudehnen - darauf muss man sich einstellen. Und Konsequenz bedeutet nicht unbedingt strengen Ton und Kampfansage. Stellen Sie eine Uhr bzw. einen Wecker, damit allen klar ist, wie viel Zeit noch bleibt und wann die Zeit abgelaufen ist, und dann gilt es, konsequent und ruhig zu bleiben. Kinder lernen, wie lange Sie noch nerven können. Zudem muss man als Erwachsener mit sich selbst im Reinen und natürlich auch ein Vorbild sein. Wenn ich selbst jeden Abend vor dem Fernseher verbringe, bin ich kein Vorbild.

gemeinsam Handyregeln für Kinder aufstellen

Bei der Mediennutzung ist es wichtig, dass die Kinder eingebunden werden und Ihre Ideen und Interessen ausdrücken dürfen. Zudem wäre es sinnvoll, wenn die Kinder ihre Mediennutzung über die Woche verteilt bestimmen dürften. Es könnte ja auch sein, dass es medienfreie Tage gibt und man am nächsten Tag dafür zwei Stunden im Internet surfen darf. Zur Nutzung des Internets gibt es hilfreiche Tipps, zu finden unter klicksafe.de - eine EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz. Man könnte die Mediennutzung auch immer mal wieder neu verhandeln und an die momentanen Bedürfnisse der Kinder anpassen. Möglicherweise lassen sich auch Aktivitäten für die Schule mit der Nutzungsdauer koppeln, d.h. die Kinder könnten sich zusätzliche Medienzeiten durch nachweisliche Aktivität für die Schule „verdienen“.

Wie lernen die Kinder, mitzuhelfen?

Zu Ihrem anderen Streitpunkt, der Hilfe im Haushalt: Planen Sie gemeinsam, was an Aufgaben und Ereignissen in der kommenden Woche ansteht und wie diese erledigt werden können. Lassen Sie die Kinder auch bei den Pflichten mitreden. Sie können sich Aufgaben aussuchen, die dann innerhalb einer Woche erledigt werden können (z.B. Altpapier wegbringen) und eine Aufgabe für jeden Tag (z.B. Tisch decken und abdecken). Welche Aufgaben übernehmen die Kinder auch freiwillig? Am Ende können Sie eine Belohnung in Aussicht stellen. „Wenn das diese Woche gut klappt, bin ich bereit mit euch (oder für euch) einen Kinobesuch zu zahlen, Pizza essen zu gehen,…“ Was die Kids gerne machen würden. Ein gemeinsamer Fernsehabend oder die Leibspeise kochen geht natürlich auch immer, es muss also nicht immer etwas kosten.
Dann wird wieder ein neuer Plan für die kommende Woche vereinbart.

Es ist wichtig, dann auch viel Wertschätzung für alles, was gut gelingt, zu kommunizieren. Man sieht vieles als Selbstverständlichkeit, was die Kinder aber trotzdem Mühe und Anstrengung gekostet hat. Also den Mädchen auch mal wieder mitteilen was sie gut machen, wo sie vielleicht auch verlässlich sind.

Anstatt Strafen, vereinbarte Regeln anwenden

Und wenn es nicht so gut funktioniert, versuchen Sie, anstatt zu strafen eher logische Konsequenzen einzusetzen. Als Beispiel: „Es war abgesprochen, dass du das Bad putzt. Das ist nicht geschehen. Dann kannst du erst zu deinen Freundinnen/vor den Fernseher/… wenn das erledigt ist.“ So kommen die Kinder in die Verantwortung und fühlen sich nicht so „erpresst" wie wenn man ihnen immer gleich das Handy verbietet, weil man hofft sie damit am meisten zu treffen. Kinder sollten aus Konsequenzen lernen und ihr Verhalten nicht nur verändern, um die Strafe zu vermeiden. Das ist nämlich meist nicht von langer Dauer und die Strafen müssen immer härter ausfallen.
[/headline_border]Kooperationen entwickeln[/headline_border]

Es gilt also, mehr auf Kooperation und nicht auf Konfrontation zu setzen. Kein Kind fühlt sich wohl, wenn es mit den Eltern Stress hat. Gehen Sie daher in stressigen Zeiten nach angemessener Zeit auf die Kinder zu und mit gutem Beispiel voran, um zu zeigen, wie man aus sprachlosen Zeiten auch wieder herauskommt. Als Eltern sind wir auch bei großen Kindern in der Erziehungsverantwortung und müssen da agieren, wo die Kinder es nicht können oder wollen. Daher ist es gut, wenn Ihre Eltern positive Erfahrungen damit machen, dass Sie aufzeigen, wie es gelingen kann wieder ins Gespräch zu kommen. Solche Konflikte können dann in "guten Zeiten" besprochen werden und man kann gemeinsam über Lösungen - so auch zu gemeinsamen Handyregeln für Kinder - nachdenken.

Ich hoffe ich konnte Ihnen dabei helfen, einen guten Umgang mit den häufigen Streitigkeiten zu finden.

Auf dass in Ihrer Familie wieder friedlichere Zeiten anbrechen!

  • Petra Hellmann ist Paartherapeutin und Erziehungsberaterin und lebt in Soest.

  • Die Antworten im Blog von Psychologen Online bieten eine erste Orientierungshilfe. Sie können keine Psychotherapie ersetzen und können auch keine Hilfe bei ernsten psychischen Problemen leisten. Die Online-Beratung erfolgt unentgeltlich durch einen Psychologen von Psychologen Online. Die Antwort bringt die persönliche Meinung des Autors oder der Autorin zum Ausdruck und spiegelt nicht unbedingt die Meinung von Psychologen Online wider.
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